Was muss rein – was nicht
Viele Eltern schreiben vor oder nach der Übergabe E-Mails, manche führen ein Übergabebuch oder Pendelheft.
Egal wie ihr es nennt, wichtig und unverzichtbar ist es, wenn ihr euch nicht persönlich austauschen könnt. Doch auch wenn ihr nach der Trennung noch beste Freunde seid und alles persönlich bei einer Tasse Tee besprechen könnt, ist es ratsam für sich selbst eine kurze Zusammenfassung der Eltern-Kind-Zeit schriftlich festzuhalten.
Nach einer eher emotionalen Trennung kommt es häufig vor, dass sich Elternteile in direkten Dialogen übertrieben höflich gegenseitig die Pest an den Hals wünschen. Kinder spüren die kleinsten Schwingungen und achten sehr sensibel darauf, wie ihre Eltern miteinander umgehen. Hier haben sich Pendelheft oder E-Mails als sehr sinnvoll erwiesen, um Konflikte bei der Übergabe zu vermeiden.
In einer Woche steckt enorm viel Alltag und Verantwortung. Vor allem bei kranken Kindern sind Infos zu Arztterminen und Gesundheitszuständen Pflicht.
Die Top Five für Übergabemail oder Pendelheft
- Akute Erkrankungen und Verletzungen – im schwerwiegenden Fall (wie Notaufnahme oder Krankenhausaufenthalt) schnellstmögliche Info per Handy an das andere Elternteil.
- Arzttermine – Grund: Was wurde besprochen? Therapieplan, Medikation, Folgetermine. Info wo die Medikamente in der „Pendeltasche“ (Schulranzen, KiGa-Rucksack) zu finden sind. Eventuell nochmals Hinweis „idiotensicher“ mit Infozettel der Dosierung.
- Schule/ Kindergarten – Elternabende, Protokolle werden meist als Email verschickt, sollten beide auf dem Verteiler stehen, Zusammenfassung Lernentwicklungsgespräche etc., Besonderheiten mit Mitschülern? Mobbing/Probleme. Ärger mit Lehrern?
- Was ist dem Kind wichtig? Soll etwas explizit angesprochen oder gefragt werden? Traut sich das Kind nicht von allein etwas anzusprechen? Das abgebende Elternteil fungiert hier als Türöffner für ein gutes und offenes Gespräch.
- Finanzielles – je nach privater Vereinbarung zwischen den Eltern: größere Anschaffungen, Info über kommende Posten (Klassenfahrt), Beiträge etc. mit Bitte um Ausgleich, Beteiligung oder Vorschlag der Kostenteilung.
Haltet alle Infos sachlich und kurz. Kinder ab der 3/4 Klasse können gut für sich selbst sprechen. In diesem Alter kann auch ein Handy sinnvoll sein, über das das Kind frei verfügen kann. Meine Tochter hat seit dem 50/50 Wechsel ein altes Handy und sieht wenn der Vater angerufen oder geschrieben hat. Sie kann und soll selbst entscheiden, wie ihr Kontakt in den zwei Wochen aussehen soll. In einer Mediation haben wir festgehalten, dass an dem Wochenende zur Halbzeit mit dem anderen Elternteil telefoniert wird. Hier kann das Kind selbst für sich wichtige Dinge ansprechen oder gefragt werden.
Und hier die 5 Dinge die den anderen Elternteil überhaupt nichts angehen und wo ich keine Infos mitteile oder gar Rechenschaft ablege:
- Unternehmungen und Freizeit – was in meinen zwei Wochen Mamazeit passiert und geplant ist, geht den Kindsvater nichts an. Ausnahme ist hier Aufenthalt/ Ferien im Ausland (streng genommen auch nur außereuropäisches Ausland).
- Alltag – wie wir diesen gestalten, ist ganz allein unsere Sache. Freunde treffen, Shopping Touren, Fremdbetreuung durch Oma und Opa. All das liegt in meiner Verantwortung und hat in der Übergabe Info nichts zu suchen.
- Erziehung – Medienkonsum, Bettgehzeiten oder Süßes vor dem Abendessen? Geht den Kindsvater nichts an. (Andersherum allerdings auch nicht.)
- Vertraute Gespräche zwischen deinem Kind und dir – sollten unter euch bleiben. Wenn du willst, dass dein Kind dir vertraut, kommt da der Mantel des Schweigens darüber. Es sei denn, es besteht Gefahr für „Leib & Leben“, dann solltest du deinen Ex Partner mit ins Boot holen.
- Dein Privatleben – neuer Partner? Kennenlerntreffen mit den neuen Bonus-Großeltern? Geht niemanden was an. Sollte monatlich ein anderer Typ am Tisch sitzen und in der Früh das Nutella wegessen, wird das Kind eh seinen Unmut äußern.
Damit ich mich nach zwei Wochen noch an alles Wichtige erinnern kann, nutze ich folgende „Tools“
- den guten alten Kalender – meist handschriftlich, wie eine Art Tagebuch. Da ich meinen dicken Filofax nicht herumschleppe, notiere ich Termine erstmal ins Handy und übertrage dann aufs Papier.
- Tagebuch – längere, sehr persönliche Dinge schreibe ich in mein Tagebuch.
- App Day One – hier halte ich wichtige Inhalte zu Arztterminen und Unternehmungen fest. Auch mit Fotos und Zeitangaben. Das Schöne ist, man kann hier Orte angeben und das Wetter wird automatisch erfasst.
Tipp für hochstrittige Eltern
Warum eine Freizeitdokumentation wichtig sein kann? Weil es Elternteile gibt, die beim Jugendamt gerne mit Fragen und Behauptungen kommen, man würde zu wenig mit den Kindern unternehmen.
Ich persönlich musste mich in den ersten Monaten der Nachtrennungszeit oft rechtfertigen, was wir wann wo wie gemacht haben. Solche Infos zur Alltagsgestaltung haben in der Übergabe-Mail nichts zu suchen. Sollten diese „Angriffe“ beim Jugendamt zur Sprache kommen, hat man mit einer guten Dokumentation genug Material zum Widerlegen und Erklären. Aufwendig? Total! Irrsinnig? Absolut!
Das Positive ist: je älter die Kinder werden, desto weniger muss dokumentiert werden. Ebenso haben sich im Laufe der Jahre die Übergabemails reduziert.
Pendelheft Führung bei Kleinkind
Hallo,
seit diesem Jahr führen wir ein Pendelheft,allerdings führt er es nicht alleine,sondern mit seiner Familie. Was er schreibt,das er es alleine führt…naja ich werde als Lügnerin dargestellt,idt ja auch egal. Das Problem ist,das es eine richterliche Vereinbarung gilt zwecks Umgangsregelung und Weiterführung Pendelheft,aber hab Gefühl schreibt ab und ich weis nicht was ich reinschreibe.da Übergabe von ihm nichts kommt und Pendelheft,sein Tagesablauf steht.
Ich weis auch nicht wie man Pendelheft führen kann,zwecks Kommunikation zu verbessern. Familienberatung fand bisher nur einmal statt,zwecks momentanen Zustand coronavirus ausgangsbeschränkung.
Sodass ich mir unsicher bin wie ich Pendelheft führe,da ich noch in elternzeit war als die ausgangsbeschränkung losging,eingewöhnung seit kitaschliesung mir fehlt und im Pendelheft schreibe.was unser kind isst,trinkt,wie lange Spaziergänge,fähigkeiten sie entwickelt.aber unsicher bin,seit ich deins gelesen habe wie ihr kommuniziert,weil so habe ich angefangen und jetzt endet es so,wie ich mit mein kind allrag verbringe und nur schreibe,wenn arzttermine anstehen….weis ich nicht ob ich es so weiter führen kann.
Ich danke für das lesen und verbleibe mit lieben Gruß deine leserin
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Liebe Nicole, vielen Dank für deinen Kommentar und deine Frage. Mit richterlichen Beschlüssen bzgl Wechselmodell und Dokumentation kenne ich mich zu wenig aus. Von meinem Gefühl her, kann ich dir nur raten, das Pendelheft nach deinen eigenen Maßstäben zu führen. Rein sollte auf jeden Fall alles was die Gesundheit betrifft und evtl Auffälligkeiten in der Entwicklung (wobei ich da nicht jede kleine Unsicherheit reinschreiben würde) sondern erstmal 2-3 Wochen abwarten, ob sich deine Beobachtung bestätigt. Sobald du das Gefühl hast, etwas sollte von einem Arzt oder Therapeuten angeschaut werden, dann schreib es rein. Wenn es Änderungen in der Ernährung gibt (Umstellung und Erweiterung Beikost) schreib es rein. Bewegung an der frischen Luft oder soziale Kontakte sind ja momentan eingeschränkt und würde dies auch nur kurz als Randnotiz erwähnen. Wie er das Pendelheft führt, sollte dich weniger stören. Jeder macht es anders und achte hauptsächlich auf dich und deine Kommunikation. Seine kannst du nur wenig beeinflussen. Stellt die Regel auf, dass ihr alles was gesundheitlich oder entwicklungsrelevant ist, notiert. Ich denke durch einen engmaschigeren Wechselmodus, bekommst du genug mit, falls auf seiner Seite was nicht optimal laufen würde. Du bist als Ausgleichsfunktion immer rechtzeitig in der Verantwortung. Wenn du generell weißt, dass der KV sich verantwortungsvoll kümmert, dann verzichtet auf Haarspalterei im Pendelheft. Je älter euer Kind wird, umso mehr fallen Entwicklungsschritte weg (da die Geschwindigkeit sich verlangsamt) daher verschiebt sich auch der Dokumentationsfokus. Vertrau auf dein Gefühl und ich denke, du machst das im Sinne eures Kindes absolut richtig. LG Anne
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Danke für die übersichtliche Zusammenfassung.
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